Villa Hattusa, Pontus /CorumArchitektur inspiriert von den Projekten Christian Chuber - Säulentektur, Wand-SäulenkonjugationHistorisches Hattusa
Zu den Anfängen hethitologischer ForschungDie Babylonier, Assyrer und Ägypter waren nie gänzlich in Vergessenheit geraten, da die Bibel und antike Schriftsteller Namen und Ereignisse dieser altorientalischen Kulturvölker bewahrten. Dies war anders bei den Hethitern: Sie waren schon den Griechen der Zeit Herodots nicht mehr bekannt, und ihre sichtbaren Monumente wurden anderen Kulturen zugeschrieben. Der „Vater der Geschichte“ Herodot
Alles, was wir heute über die Geschichte und Kultur der Hethiter wissen, ist der Forschung in den letzten zwei Jahrhunderten zu verdanken. Das Relief vom KarabelDer griechische Geschichtsschreiber Herodot, traditionell nach Cicero als der pater historiae, der „Vater der Geschichte“ bekannt, erzählt im 2. Buch seines Geschichtswerks von den Sitten und Gebräuchen der Ägypter und den Taten ihrer Herrscher. Dabei spielt eine herausragende Rolle der König Sesostris, der, wie wir heute wissen, der XII. Dynastie angehörte und ins 19. Jh. v.Chr. datiert werden kann. Dieser König habe, so Herodot, ausgedehnte Eroberungen unternommen und dabei in fernen Ländern Siegesmonumente hinterlassen, darunter auch ein solches in Westkleinasien an der Straße von Sardes nach Smyrna, dem heutigen Izmir. Herodot beschriebt das Relief folgendermaßen: ἑκατέρωθι δὲ ἀνὴρ ἐγγέγλυπται μέγαθος πέμπτης σπιθαμῆς, τῇ μὲν δεξιῇ χειρὶ ἔχων αἰχμὴν τῇ δὲ ἀριστερῇ τόξα, καὶ τὴν ἄλλην σκευὴν ὡσαύτως: καὶ γὰρ Αἰγυπτίην καὶ Αἰθιοπίδα ἔχει: ἐκ δὲ τοῦ ὤμου ἐς τὸν ἕτερον ὦμον διὰ τῶν στηθέων γράμματα ἱρὰ Αἰγύπτια διήκει ἐγκεκολαμμένα, λέγοντα τάδε: ‘ἐγὼ τήνδε τὴν χώρην ὤμοισι τοῖσι ἐμοῖσι ἐκτησάμην. “... ein männliches Reliefbild von viereinhalb Ellen Höhe. In der rechten hält es die Lanze, in der Linken einen Bogen, und dem entspricht die übrige Rüstung, die ägyptisch und äthiopisch ist. auf der Brust, von der einen Schulter zur andren, ist eine Inschrift in den heiligen Buchstaben der Ägypter eingehauen, die besagt: ‘Dieses haben meine Schultern erobert.’” (Herodot, Historien II 106) Das Relief, das Herodot beschreibt, existiert noch heute, es wurde 1839 von Forschungsreisenden entdeckt
Das „Tarkondemos-Siegel“1998 publizierte der englische Hethitologe und Spezialist für hethitische Hieroglyphen, David Hawkins, in der Zeitschrift Anatolian Studies seine Lesung der Inschrift, aus der sich ergab, dass das Relief ebenso wie ein schon seit dem 19. Jh. bekanntes beschriftetes Silbersiegel, das fälschlich einem antiken Herrscher namens Tarkondemos zugeschrieben wurde, auf einen König des westanatolischen Landes Mira namens Tarkasnawa zurückgeht. Das sogenannte „Tarkondemos-Siegel
Der Fall zeigt, dass die Geschichte und Kultur der Hethiter schon im Altertum in Vergessenheit geraten war. Als das Reich der hethitischen Großkönige kurz nach 1200 v.Chr. zusammenbrach und ihre Hauptstadt Hattuša verlassen und schließlich zerstört wurde, verschwand auch alle Erinnerung daran. Wenn wir überhaupt einiges über diese vergangene Welt wissen, ist dies ausschließlich den jahrzehntelangen Arbeiten von Archäologen und Philologen zu verdanken. Die Erforschung Altanatoliens steht im Zusammenhang der Erforschung der vorgriechischen Kulturen Vorderasiens und Ägyptens, welche im Laufe des 19. Jahrhunderts das Geschichtsbild des Altertums revolutioniert hat. Alles, was man bis dahin über Altvorderasien und Altägypten wusste oder zu wissen meinte, ging auf zwei Quellencorpora zurück, nämlich die 'klassische', also die griechisch-lateinische, und die biblische Überlieferung. Über Assyrer, Babylonier und Ägypter lieferten diese Quellen immerhin zahlreiche Informationen, die insbesondere für das 1. Jahrtausend vor Chr.sogar recht umfangreich und detailliert sind. Für das hethitische Großreich des 2. Jahrtausends sieht dies anders aus. Die Griechen wussten, wie Herodots Zuschreibung des Karabel-Reliefs an einen ägyptischen Pharao zeigt, nichts mehr von den Hethitern. Die Ḥittîm der BibelAllerdings kennt das Alte Testament das Volk der Ḥittîm, deren Namen Martin Luther als Hethiter übersetzte. Im Alten Testament werden Hethiter neben anderen Stämmen wie Amoritern und Kanaanitern genannt, die die Israeliten bei ihrer Einwanderung ins Gelobte Land vorfanden. Nach Genesis 23 kaufte Abraham eine Höhle bei Hebron als Begräbnisplatz von einem Hethiter, und Esau heiratete nach Genesis 26 zwei Hethiterinnen. וַיִּשְׁלַח דָּוִד, וַיִּדְרֹשׁ לָאִשָּׁה; וַיֹּאמֶר, הֲלוֹא-זֹאת בַּת-שֶׁבַע בַּת-אֱלִיעָם--אֵשֶׁת, אוּרִיָּה הַחִתִּי. וַיִּשְׁלַח דָּוִד מַלְאָכִים וַיִּקָּחֶהָ, וַתָּבוֹא אֵלָיו וַיִּשְׁכַּב עִמָּה. ... וַיְהִי בַבֹּקֶר, וַיִּכְתֹּב דָּוִד סֵפֶר אֶל-יוֹאָב; וַיִּשְׁלַח, בְּיַד אוּרִיָּה. וַיִּכְתֹּב בַּסֵּפֶר, לֵאמֹר: הָבוּ אֶת-אוּרִיָּה, אֶל-מוּל פְּנֵי הַמִּלְחָמָה הַחֲזָקָה, וְשַׁבְתֶּם מֵאַחֲרָיו, וְנִכָּה וָמֵת. (3) Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen und man sagte: Das ist doch Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hethiters. (4) Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei; ... (14) Am andern Morgen schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria. (15) Er schrieb aber in dem Brief: Stellt Uria vornehin, wo der Kampf am härtesten ist, und zieht euch hinter ihm zurück, dass er erschlagen werde und sterbe.
Auch Uria, Gemahl der Bathseba und Empfänger eines sprichwörtlich gewordenen Briefes König Davids, wird als Hethiter bezeichnet. Aber trotz der biblischen Hethiter-Stellen hatten auch die Israeliten des 1. vorchristlichen Jahrtausends wohl keine Erinnerung an das anatolische Großreich der Hethiter, ebenso wenig übrigens wie ihre Zeitgenossen in Assyrien und Babylonien.
Herodot
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